Eine Premiere in den 50er Jahren

Der Film SCHLAGERPARADE (Regie: Erik Ode) war ein typischer Unterhaltungsfilm der fünfziger Jahre: eine unkomplizierte Handlung, viel (Schlager-)Musik, garniert mit den aktuellen Stars. Der heute vergessene Streifen wurde am 3. November 1953 in den hannoverschen Weltspielen uraufgeführt.

Die Premiere wurde unter ungeheurem Aufwand werbewirksam angekündigt und wurde, glaubt man den Tageszeitungen und dem von den Billerbeck-Betrieben angelegten Premierenbuch, ein großer Publikumserfolg.


Die Vorbereitungen

An die hannoversche Presse war folgende Einladung gerichtet:

 

 

 

 

Hauptinserat in der HAZ

In den letzten vier Tagen vor der Premiere wurden wiederholt großformatige Inserate in den hannoverschen Tageszeitungen geschaltet (nebenstehend das ‚Hauptinserat‘ vom 3.11.1953).

Am 26.10.1953 erschien folgende Vornotiz in 21 niedersächsischen Tageszeitungen:

Hannover hat in letzter Zeit zahlreiche Filmpremieren erlebt, aber die der „Weltspiele“ in der Georgstraße am 3. November will alles in den Schatten stellen. Der neue in Berlin gedrehte Melodie- und Herzog-Film „Schlagerparade“ wird hier aus der Taufe gehoben. Die Direktion hat 49 Zimmer im Luisenhof bestellt, und für die Autogrammjäger steht ein Großkampftag bevor. Neben den Schlagerkomponisten Michael Jary, Peter Kreuder, Peter Igelhoff und Heino Gaze wird das Orchester Barnabas von Géczy erscheinen, auf der Bühne werden die Schlager aus der Schlagerparade dann noch Bully Buhlan, Gitta Lind, Rudi Schuricke, Friedel Hensch und die Cypris und Renate Holm interpretieren. Auch Margot Hielscher kommt, ob sie aber auch Maurice Chevalier mitbringt, ist noch nicht entschieden, in diesem Film werden die alten Schlager, die einst die Welt eroberten und über 100.000 mal gesungen und gespielt wurden, neu erstehen. Ob es Michael Jarys Behauptung „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ ist oder das Liedchen Margot Hielschers „Annette“, Lys Assia mit „Oh, mein Papa“ und unzählige andere. Jazz-König Stan Kenton und die nach Amerika gegangene Rita Paul sind mit dabei. Neben diesen Gesangstars kommen ohne Instrumente und Gesang die reizende Tänzerin Germaine Damar und ihr Partner Walter Giller ebenfalls zur Premiere. Und schließlich wird auch „Capri-Fischer“ Rudi Schuricke nicht zu überhören sein – Na, wenn das keine Premiere ist?

Werbung im Stadtgebiet

Im Kino selbst wurden schon Wochen vor der Uraufführung vor jeder Vorstellung den Film ankündigende Schriftzüge auf den geschlossenen Vorhang projiziert, untermalt von Titeln aus dem „Soundtrack“ des Films. Außerdem wurden die Schaukästen im Foyer und der Eingangsbereich mit Werbung für den Film bestückt.
Im Stadtgebiet wurde allein an sechs Litfass-Säulen und in Kooperation mit den Schallplatten-Geschäften für den Film geworben, die Illustrierte Filmbühne (Nr. 2130) und das hannoversche Veranstaltungsblatt ‚8 Tage Hannover‘ machten den Film zu ihrem Titelthema.

Diese Reklamemaßnahmen führten dazu, dass die Premierenvorstellung schon drei Tage im voraus ausverkauft war.

 

 

 

 

Der Premierenabend

Am 3. November 1953 um 18 Uhr trafen u. a. die Darsteller Renate Holm, Germaine Damar und Walter Giller, die im Film auftretenden Musiker Friedel Hensch & Die Cypris, Bully Buhlan und Barnabas von Géczy sowie Regisseur Erik Ode mit einem Bus vor dem Kino ein.

Zum Empfang heißt es im Premierenbuch:

Zur 6.15 Uhr-Vorstellung wollten die Künstler im Theater sein. Schon lange davor staute sich eine unübersehbare Menschenmenge vor dem Theater, so dass 18 Polizeibeamte Mühe hatten, den Verkehr aufrechtzuerhalten.

Vorher hatte es, wie zu jeder Weltspiele-Premiere, einen Presseempfang im Hotel Luisenhof gegeben.

Anlässlich einer Kaffeestunde, die die Direktion der Weltspiele in Hannover (Robert Billerbeck sen. und jun.) im Luisenhof gab, hatten wir Gelegenheit, mit der Prominenz des Melodie- und des Herzog-Films über die „Schlagerparade“ und ihr Werden zu sprechen, die kurz danach ihre Welturaufführung an der Georgstraße erleben sollte. […] Hannover kann mit Genugtuung darüber quittieren, dass es als erste deutsche Stadt Bekanntschaft mit ihr machen durfte.

(Das Sprachrohr, 4.11.1953)

Nach ihrem Eintreffen betraten die Stars durch den Zuschauereingang das Kino und nahmen in der Loge Platz. Der Film selbst wurde vom Publikum begeistert aufgenommen – auch wenn seine Handlung wohl eher eine Nebenrolle spielte.

In der Hannoverschen Allgemeinen vom 4.11. hieß es:

Schlagerparade – Kassenparade, na, wenn die Gleichung nicht aufgeht! So oder ähnlich werden Verleih und Produktion spekuliert haben, und, siehe da, die Gleichung geht auf. Und dann haben sich die Herren gedacht: man nehme drei Dutzend approbierte Publikumslieblinge – Schlagersänger, Kapellmeister, Komponisten und hier und da auch einen richtigen Schauspieler – garniere dieselben mit einer Unzahl teils pfeffriger, teils schnuckrig-zuckriger Liedchen, schüttle das Ganze tüchtig durcheinander – und dann wollen wir doch mal sehen, was in der Kasse drin ist.
Richtig geraten, meine Herren, schon gestern waren die Weltspiele zweimal ausverkauft.
[…] Der Chronist hat dem Uraufführungsbericht nur noch hinzuzufügen, dass ein erwartungs- und beifallsfreudiges Premierenpublikum der Schlagerparade einen sehr herzlichen Empfang bereitet hat.

Auch die übrigen Pressekritiken fielen durchweg positiv aus. Die SCHLAGERPARADE sei ein „schwungvoller Film“, der von Erik Ode „meisterhaft inszeniert“ worden sei.

Nach der Aufführung des Films begann der Showteil des Abends: Schlager aus dem eben gezeigten Film wurden von Künstlern wie der damals sehr populären Friedel Hensch, dem Sänger Bully Buhlan („Ich hab noch einen Koffer in Berlin“) und anderen live interpretiert.
Dazu im Premierenbuch:

Immer wieder müssen die Künstler auf die Bühne und den Beifall eines großen Erfolges entgegennehmen.

Dem Showteil folgte die Premierenfeier unter Ausschluss des Publikums, die bis in den späten Abend andauerte. Unter anderem trugen sich die Stars des Films in das Gästebuch der Weltspiele ein. Zum Abschluss des Abends bestiegen sie dann – wieder umringt von zahlreichen Zuschauern – ihren Bus.

Es mitternachtete sehr, als die Künstler endlich durch eine Hintertür das Theater verlassen konnten.

Nach der Premiere

Es ist zu empfehlen, die Karten im Vorverkauf zu lösen

Auch in den folgenden Wochen wurden regelmäßig sogenannte Nachstoßanzeigen in den Tageszeitungen geschaltet: ein Foto vom Haupteingang der Weltspiele, über dem das Riesenplakat zum Film hängt, davor Menschenmassen, die ins Kino strömen. Zusätzlich war lediglich zu lesen:

Es ist zu empfehlen, die Karten im Vorverkauf zu lösen. – Täglich ab 10.00 Uhr geöffnet. Anfangszeiten: 11.00, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr, Sonnabend auch 23.10 Uhr.

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