Die Währungsreform 1948 und der Mythos vom Wirtschaftswunder

„Was ist aus dem westdeutschen Wirtschaftswunder geworden, das in den 50er Jahren so rasant Fahrt aufnahm? Es wurde in der ganzen Welt ein feststehender Begriff für einen unglaublich schnellen Wiederaufbau. Doch war es wirklich so, wie wir alle denken?“

Mit diese Sätzen leitet der WDR die erneute Sendung der Dokumentation „Unser Wirtschaftswunder – Die wahre Geschichte“ im August 2020 ein.

Wir wollen hier ausgehend von Wochenschauberichten aus dem Jahr 1948 anhand von Unterrichtsfilmen, TV-Dokumentarfilmen und zeitgenössischen Spielfilmen scheinbaren historischen „Tatsachen“ und der Produktion von Mythen nachgehen:

Der Mythos mit seinen Komponenten „Stunde Null“, Währungsreform, Marshallplan und Soziale Marktwirtschaft hält sich zäh, obwohl der Forschungsstand eindeutig gegen ihn spricht. Die Dynamik der deutschen Rekonstruktion hatte andere Gründe.(Werner Abelshauser)



Die Filme

Dokumente und Beiträge


Die beiden Wochenschaubeiträge vom 25.06.1948 und 02.07.1948 aus der Wochenschau „Welt in Film“ dokumentieren die Berichterstattung aus der Zeit der Währungsreform und liefern die Bilder für nachträgliche Dokumentationen zum Thema.

Die Währungsreform des Jahres 1948 bedeutete für die deutsche Bevölkerung und die deutsche Wirtschaft einen einschneidenden Umbruch. 

Im Bildungspaket wird die Darstellung dieses Umbruchs in zwei Beiträgen, die für Welt im Film für den 25. Juni und den 02. Juli 1948 produziert wurden, kritisch beleuchtet.

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Die Unterrichtsfilme nutzen Dokumentarbilder aus der Nachkriegszeit und betten diese in eine Darstellung und Intepretation ein, die an Fragen aus dem jeweiligen Produktionszeitraum orientiert ist. Die Währungsreform wird in eine historische Narration eingebunden.

„Der Film dokumentiert die Währungsreform 1948 im besetzten Deutschland und zeigt die Folgen auf. Wochenschau-Ausschnitte zeigen, wie der Schwarzmarkt blühte, nachdem die Reichsmark wertlos geworden war. Die Einführung der Deutschen Mark bringt den Wirtschaftsaufschwung. Gleichzeitig wird die wirtschaftliche Teilung Deutschlands offensichtlich: Auch die Ostzone führt eine eigene Währung ein.“

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„Erst nach drei Nachkriegsjahren kam der Wiederaufbau des besiegten und zerstörten Deutschlands richtig in Gang: Noch unter dem Besatzungsregime der Siegermächte begannen die Deutschen 1948 mit dem Neuanfang. Wiederhergestellt wurden Brücken für den Eisenbahn-, Kanäle und Häfen für den Schiffsverkehr, Straßen für die Lastwagen. Dann stand der Wohnungsbau im Mittelpunkt, in den zerstörten Großstädten wie auch überall, wo die zwölf Millionen Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten untergebracht werden mussten. Daneben wurde die Industrie vor allem im Ruhrgebiet auf volle Touren gebracht. Auch Landwirtschaft und Fischerei erreichten Anfang der 1950er-Jahre fast wieder Vorkriegsniveau. Sogar Kulturdenkmäler wurden in alter Schönheit wieder aufgebaut oder als Mahnmal erhalten.“ (WBF)

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Die beiden für das Fernsehen produzierten Dokumentationen werfen einen kritischen Blick auf die Wirtschaftsentwicklung im Nachkriegsdeutschland und nehmen für sich in Anpruch, bis heute gängige Mythen zur deutschen Nachkriegswirtschaft zu erschüttern und dagegen die „wahre Geschichte“ zu erzählen.

Dokumentation, die sich mit den bis heute gängigen Mythen zur deutschen Nachkriegswirtschaft beschäftigt, unter anderem mit der Währungsreform. Mit Hilfe renommierter Wirtschaftshistoriker geht es um amerikanische Weichenstellungen, um den extrem förderlichen Einfluss des Antikommunismus und des Korea-Krieges, um ökonomische und personelle Kontinuitäten in der deutschen Industrie zwischen Krieg und Nachkrieg und vieles mehr. Am Ende der spannenden Reise wird klar, dass kaum einer der beliebten Glaubenssätze der wissenschaftlichen Überprüfung standhält und dass der rasante wirtschaftliche Aufstieg der Bundesrepublik zwar ein großer Glücksfall, aber alles andere als ein Wunder war.

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Der Marshall-Plan ist die Initialzündung des westdeutschen Wirtschaftswunders – so hat man es in der Schule gelernt. Ob Griechenlandkrise, Nahostkonflikt oder Hunger in Afrika – immer ist schnell die Rede von der Notwendigkeit eines „Marshall-Plans“. 70 Jahre nach seiner Erfindung scheint das legendäre Konjunkturprogramm das Musterbeispiel für effiziente Wirtschaftshilfe. Doch stimmt das wirklich? Der Film zieht eine kritische Bilanz.

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In den hier ausgewählten Spielfilmen aus der Nachkriegszeit werden Aspekte der realen wirtschaftlichen Lage jener Zeit in die filmischen Erzählungen integriert und unterschiedliches Handeln der Menschen in der Lösung der Probleme dargestellt.

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Kriegsheimkehrerfilm, in dem Hans Albers zunächst auf dem Schwarzmarkt Karriere Macht und dann über Umwege auf den Pfad der Tugend zurückfindet.

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In den schweren Nachkriegsjahren müssen die Webers um das tägliche Brot kämpfen. Während sich Sohn Ernst auf das „Abenteuer“ Sozialismus einlässt und am Aufbau eines volkseigenen Betriebes mitarbeitet, lassen sich die anderen Familienmitglieder in ihrer Kleinbürgerlichkeit nicht darauf ein.

https://filmundgeschichte.com/wp-content/uploads/2023/08/Wiederaufbauluege.pdfLiteratur
  • Abelshauser, Werner: Wunder gibt es immer wieder. Mythos Wirtschaftswunder, in: Aus Politik und Zeitgeschichte/bpb.de. 29.06.2018 [abgerufen: 06.03.2022]
  • Abelshauser, Werner: Deutsche Wirtschaftsgeschichte Von 1945 bis in die Gegenwart. 2. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage. C.H. Beck Verlag, München 2011
  • Abelshauser, Werner: Wiederaufbau vor dem Marshall-Plan. Westeuropas Wachstumschancen und die Wirtschaftsordnungspolitik in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (VfZ), Jahrgang 29 (1981) Heft 4, S. 545 – 578
  • Andersen Uwe: Währung/Währungsreformen. In: Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. v. Andersen, Uwe/Woyke, Wichard, 7., aktual. Aufl. Heidelberg: Springer VS 2013.
  • Benz, Wolfgang: Wirtschaftsentwicklung von 1945 bis 1949. [13.7.2005]
  • Benz, Wolfgang: 70 Jahre Währungsreform. Der Preis des neuen Geldes; Der Tagesspiegel, 19.06.2018
  • Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung: Der Marshallplan – Selling Democracy. http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/marshallplan/ [05.09.2018]
  • Endeward, Detlef/Mauss, Fritz/ Schlüchtermann, Joachim: Wolfenbüttel nach ‚45. Eine Stadt erzählt ihre Nachkriegsgeschichte, Hannover 1986
  • Huster, Ernst-Ulrich/Kraiker, Gerhard/Scherer, Burkhard/Schlotmann, Friedrich Karl/Welteke, Marianne: Determinanten der westdeutschen Restauration 1945 . 1949, Frankfurt/M. 1972
  • Kleßmann, Christoph: Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945–1955 (= Bundeszentrale für Politische Bildung. Schriftenreihe 193). Vandenhoeck & Ruprecht u. a., Göttingen u. a. 1982, (5., überarbeitete und erweiterte Auflage. ebenda 1991)
  • Kleßmann, Kleßmann: Deutschland nach 1945: Befreiung – Zusammenbruch – Neuaufbau – Restauration [05.08.2018]
  • Quellen zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung im 20. Jahrhundert. Hrsg. v. Hermann Weber und Siegfried Mielke. Band 7: Gewerkschaften in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft 1945 – 1949, Köln 1991
  • Roesler, Jörg: Die Wiederaufbaulüge
    der Bundesrepublik. Oder: Wie sich die Neoliberalen ihre »Argumente« produzieren. Berlin 2008
  • Trabant, Franz Josef: Der wirtschaftliche Wiederaufbau und seine Westorientierung. In: Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Jahre der Entscheidung 1945-1949. Hrsg. v. d. Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Hannover 1989, S. 121-166
  • Wege aus dem Chaos. Niedersachsen 1945 – 1949. Hrsg. v. d. Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung und dem Historischen Museum der Landeshauptstadt Hannover, Hannover 1985
  • Wirth, Maria: Der Marshall-Plan: Das Wiederaufbauprogramm für Europa nach 1945 [05.09.2018]

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