Die Studio-Film GmbH

Vier Jahre nutzt Horst R. Fink die Ateliers in Bendesdorf als Pächter. Ende 1956 wird er ihr Eigentümer. 1958 kauft er auch das dazugehörige Grundstück vom Gastwirt des „Schlangenbaum“. Zwei Jahre später, als sich durch die sinkenden Kino-Besucherzahlen bereits eine ernsthafte Krise für die bundesdeutsche Filmproduktion abzeichnet, wagt sich Fink mit seiner Firma „Studio-Film“ an die eigene Spielfilmherstellung. „Fremde“ Film- und Fernsehfirmen sind aber nach wie vor in den Ateliers zu Gast.

Peter Alexander in „Ich zähle täglich meine Sorgen“

Insgesamt produziert die Studio-Film von 1960 bis 1978 fünf Spielfilme.

Das erst große Projekt der Studio-Film ist ICH ZÄHLE TÄGLICH MEINE SORGEN (1960, Regie: Paul Martin) mit Peter Alexander, der den Filmtitel zum Erfolgsschlager macht. In den Ateliers entsteht die Kulisse eines Luxusdampfers nebst Swimmingpool. „Kein Wasserplumpser kann uns zu groß sein“ meint Co-Produzent Hans Raspotnik und will „ganz bewusst einem hübschen, netten Klamauk drehen“. Peter Alexander spielt einen blinden Passagier wider Willen, der auf eine ebenso reisende junge Dame (Ingeborg Schöner) trifft und sie nachturbulenten Verwicklungen heiratet.

1969 produziert Peter Fink, der inzwischen die Studios von seinem Vater übernommen hat KLEIN ERNA AUF DEM JUNGFERNSTIEG: Gitta Zeidler, die Darstellerin des Hamburger Originals, wird per „Bild“-Zeitung gesucht und gefunden. „Klein Heinit“ Rodney Geiger stammt aus Bendesdorf. Unter der Regie von Hans Heinrich hecken die kleinen allerlei Streiche aus.

Nicht jugendfrei sind dagegen zwei Filme von Regisseur Alfred Weidenmann. 1970/71 dreht er DAS FREUDENHAUS, der „keine Puff-Geschichte, sondern eine Charakter-Studie“ sein will. Rosa (Karin Jacobsen) und Leopold (Herbert Fleischmann) eröffnen ein Bordell, in dem es bald wenig vergnüglich zugeht. Immerhin freut sich die Produktion über das Prädikat „besonders wertvoll“, ein Filmband in Gold (1971 an Karin Dor)und den Ernst-Lubitsch-Preis (1972 an Herbert Fleischmann). In ABER JOHNNY (1973) LÄSST Horst Buchholz als Callboy die Hüllen fallen, bis er sich zum Ärger seines Geschäftspartners (Herbert Fleischmann) ernsthaft verliebt.


„Der Schimmelreiter“

Aufstieg auf das Gespensterpferd

Ein im Nebel über die Deiche jagender Gespensterreiter, so erzählt eine norddeutsche Legende, kündigt eine drohende Sturmflut an. Der Husumer Theodor Storm verfasst kurz vor seinem Tod 1888 aus dieser Überlieferung seine berühmte Novelle „Der Schimmelreiter“, in der er düster und resigniert Lebensbilanz zieht. Hauke Haien, der durch seine Weitsicht zum Deichgrafen aufsteigt, geht im Kamp gegen die Naturgewalten des Meeres zugrunde. Eine Sturmflut fordert den tragischen Tod von Elke, der Tochter des alten Deichgrafen. Hauke Haien wird zum gespenstischen „Schimmelreiter“.

Die Novelle, die bereits 1933 von Curt Gertel und Hans Deppe verfilmt wurde, dient Regisseur Alfred Weidenmann 1977 als Vorlage für den bis dahin teuersten Spielfilm der Studio-Film. Sie produziert das Zwei-Millionen-Projekt gemeinsam mit der Albis-Film, Hamburg, der Anila-Film, Königstein, und dem Zweiten Deutschen Fernsehen.

Zur Finanzierung wird eigens die „Schimmelreiter-Albis GmbH“ gegründet. Weidenmann will mit der Verfilmung des Friesendramas auch den internationalen Markt ansprechen. Er besetzt die Rolle des Hauke Haien mit dem Amerikaner John Phillip Law, die Schwedin Anita Ekström spielt Elke und Gert Fröbe ihren Vater, den alten Deichgrafen.

Gedreht wird zuerst im Bendesdorfer Atelier und anschließend an verschiedenen Schauplätzen Nordfrieslands. Das Meer macht nicht nur Hauke Haien, sondern auch dem Filmteam zu schaffen.

„De Filmlüt wer sich noch wundern, ob die Tide“, kommentiert ein Küstenbewohner die Außenaufnahmen im Watt von Dagebüll, als die auf einer Sandbank postierte Kamera allmählich geflutet wird. Die Presse lobt vor allem die stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen und die hervorragenden Schauspieler. Die mystisch-unheimliche Atmosphäre der Stormschen Novelle findet sich in Weidenmanns routinierter Inszenierung jedoch nur teilweise wieder.

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