Die Ideologie des Faschismus

Die Ideologie des Faschismus (1) war ein Konglomerat verschiedenster völkischer, nationalistischer und rassistischer Vorstellung die die Mentalität, die Wünsche, Ängste und Bedürfnisse eines Großteils der sozialen Basis dieser Massenbewegung ansprach. Weite Teile der Mittelklasse, insbesondere auch die selbständigen Kleineigentümer fanden in der NS-Ideologie ihre Unzufriedenheit mit der sozialen, politischen und ökonomischen Lage ausgedrückt; und dies, ohne das Wirtschaftssystem insgesamt in Frage zu stellen.

Kühnl fasst die NS-Ideologie in folgenden sechs Grundmotiven zusammen: (2)

  1. In Anknüpfung an die konservative Gemeinschaftsideologie und vor allem an den Nationalismus wurde eine Volksgemeinschaftsidelogie entworfen, die im bedingungslosen Zusammenstehen aller Deutschen gegen äußere Feinde kumulierte. Die aggressivste Zuspitzung fand dies Moment faschistischer ldeologie im Rassismus, insbesondere dem Antisemitismus.
  2. Die Ideologie vom Führertum und starkem Staat schloss direkt an die Gemeinschaftsideologie und den Nationalismus an.
  3. In der Eigentumsideologie des Faschismus drückte sich auch der Unterschied von selbständiger Mittelklasse und Lohnabhängigen aus. Das Privateigentum war es, was beide wesentlich voneinander unterschied und das der Mittelklasse ihre ökonomische Unabhängigkeit garantierte sowie ihre gesellschaftliche Stellung ausmachte. Die Angst vor dem Verlust des Privateigentums in Phasen wirtschaftlicher Krisen machte zugleich die eigentümliche „doppelte Frontstellung“ der Mittelklasse aus.
  4. Der „Antikapitalismus“ in der faschistischen Ideologie ist im Wesentlichen der einer kleinbürgerlichen Protestbewegung. Deren „Utopie“ „ist der Vergangenheit entnommen, ist reaktionär: eine Gesellschaft von Kleinhändlern und Kleinproduzenten, in der jedermann über sein kleines Eigentum verfügt und der ‚Mittelstand‘ weder durch das große Kapital noch durch die sozialen Ansprüche der Gewerkschaften bedroht ist,“ (3)
  5. Die Sündenbockphilosophie des Faschismus erfüllte die Sehnsüchte breiter Massen nach einer |einfachen, „plausiblen Erklärung der Welt und ihrer Mängel“ angesichts der nur schwer durchschaubaren Komplexität der gesellschaftlichen Realität.
    Die eigenen Bezugsgruppen waren die Partei, die Nation und die Rasse, der Feind wurde vom innerpolitischen Gegner, insbesondere der Linken, und schließlich von anderen Völkern und Rassen repräsentiert und verantwortlich gemacht für die eigene bedroh1iche Lage. Militanter Antikommunismus und Rassismus – Antisemitismus – korrespondierten mit dieser Einstellung, die gewaltsame Auseinandersetzung mit diesen Gegnern wurde zur 1ogischen Konsequenz.
  6. Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung findet sich auch in den militaristisch-expansionistischen Vorstellungen des Faschismus wieder.

Detlef Endeward


  1. Vgl. besonders: R. Kühnl: Formen bürgerlicher Herrschaft, Reinbek 1971, S. 84ff ; A. Schuon-Wiehl: Faschismus und Gesellschaftsstruktur, Frankfurt/M. 1975, S. 60ff und Geschichte, Weimarer Republik, a.a.O., S.212ff
  2. Vgl. R. Kühnl: a.a.O., S. 85ff
  3. Vgl. R. Kühnl: a.a.O., S. 91

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