Die Döring-Film

Johann Friedrich Döring

Im August 1919 gründet der Kaufmann Johann Friedrich Döring die „Hannoversche Gesellschaft für Kinematographie“ in der Goethestraße 3. Die Firma hat sich die Fabrikation sowie den Export und Verleih von Filmen zur Aufgabe gemacht. 1922 unterhält sie sogar eine Filiale in Buenos Aires. Mit der Umstellung von Papier- auf Reichsmark wandelt Döring seine Gesellschaft in eine GmbH um. Gleichzeitig tritt der Ingenieur Dietrich W. Dreyer als Mitgesellschafter und technischer Direktor in die Firma ein.

Zum 1. Januar 1923 bezieht die in „Döring-Film“ umbenannte GmbH ein größeres Atelier in der Langen Laube 12, ein Ladengeschäft für Kinobedarfsartikel betreibt sie jedoch weiterhin in der Goethestraße. Im neuen Studio hatte zuletzt die nach Berlin verzogene „Fery-Film“ ihren Sitz gehabt. Kultur-, Lehr- und Werbefilme sind zu dieser Zeit stark gefragt, und so floriert das noch junge Unternehmen. Bis 1934 wird die Döring über 60 Filme in Hannover produzieren.

 

Spezialist für „Reisefilme“

Dietrich W. Dreyer mit Frau in Spitzbergen 1925

Einen Namen macht sich das Unternehmen in erster Linie durch seine „Reisefilme“. Den größten Anteil daran hat Dietrich W. Dreyer. Er baut in Hannover eine Vortragsorganisation zur Kommentierung und Verbreitung der Filme auf. Dreyer kommt aus der Welt des Schiffsbaus, dem auch sein besonderes Interesse gilt. Der Marine-Ingenieur hat mehrere Jahre beim Norddeutschen Lloyd gearbeitet und verfügt so über die geeigneten Kontakte. Bis 1931 realisiert er im Auftrag des Norddeutschen Lloyd Bremen zwölf Filme als Regisseur und Produzent für die Döring-Film. 1924 wird die „Columbus“, der erste nach dem Krieg neu gebaute Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd, eingeweiht. Dreyer dreht im gleichen Jahr einen abendfüllenden Kulturfilm über dieses Schiff, mit dem die neue Nordamerika-Linie der Gesellschaft eröffnet wird.

In der Folge entstehen mehrere Reiseberichte über die Vereinigten Staaten: Das schaffende Amerika (1927), U.S.A. im Wilden Westen (1927), Amerika von heute (1931) und Jenseits des Mississippi (1931, Neufassung von U.S.A. im Wilden Westen).

Ein besonderer Stellenwert kommt dem Film Bremen – Königin der Meere zu, den Dreyer für die Döring-Film 1929 realisiert. Der Schiffsbau nach dem Ersten Weltkrieg wird als Symbol für den Wiederaufstieg des Deutschen Reiches nach dem Versailler Vertrag gesehen. So gestaltet sich der Stapellauf der „Bremen“ am 16.7.1929 als nationales Ereignis. Das Schiff, eingerichtet auf den wöchentlichen Dienst zwischen Bremerhaven und New York, schafft die Strecke in der Rekordzeit von nur vier Tagen. Als Auszeichnung für seine Schnelligkeit, Größe und Schönheit erhält es das „Blaue Band“, das vorher ein englischer Dampfer innehatte.

Neben abendfüllenden Kulturfilmen ist das zweite Standbein der Döring der Werbefilm. Vor allem ortsansässige Firmen gehören zum Kundenkreis. Anfang der dreißiger Jahre entstehen für das Pelzgeschäft C. Louis Weber in der Georgstraße 17 gleich mehrere kurze Beiträge: Der elegante Maßanzug (1931); Für zarte Hände und schöne Beine (1931), und Nächtlicher Spuk in der CELUWE-Passage (1932). Dass CELUWE lediglich eine Abkürzung für C. Louis Weber darstellt, erfährt der Zuschauer erst durch die in den Film eingeblendeten Zwischentitel: „Wenn ich was extra Schickes seh, Dann ist’s bestimmt von CELUWE. Sie steigern die Eleganz Ihres Aussehens mit Handschuhen und Strümpfen von C. Louis Weber, Georgstraße 17.“

Mehr zur Döring-Film

Irmgard Wilharm: Die Döring-Film, Oberingenieur Dreyer und die Ozeanriesen. In: Wir Wunderkinder. 100 Jahre Filmproduktion in Niedersachsen. Hrsg. von der Gesellschaft für Filmstudien,  Hannover 1995, S. 35-48

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