Das Leben ist schön (Italien 1998)

Inhalt

Italien 1939: Guido Orefice, Clown und Lebenskünstler, verliebt sich in seine „Prinzessin“ Dora, die aber mit einem faschistischen Bürokraten verlobt ist. Gegen diesen muss Guido sich erst durchsetzen, bevor er Doras Herz gewinnen und sie auf einem grün bemalten Schimmel von ihrer Hochzeit entführen kann. Vier Jahre später leben Guido und Dora glücklich zusammen und haben einen kleinen Sohn namens Giosuè. Guido unterhält einen Buchladen, dem jedoch aufgrund der inzwischen in Kraft getretenen Rassengesetze die Kundschaft fehlt, denn Guido ist Jude. Eines Tages kommt es noch schlimmer: Als Guido, sein Onkel und der kleine Giosuè von Deutschen verschleppt werden, reist Dora ihnen nach und lässt sich freiwillig ebenfalls ins Konzentrationslager deportieren. Dort angekommen, „erklärt“ Guido seinem Sohn das Lagerleben als ein großes Spiel, indem es für den Kleinen vor allem darum gehe, durch die Lageraufseher nicht entdeckt zu werden. Mit zahlreichen Geistesblitzen und grotesken Manövern gelingt es Guido, Giosuè zu verstecken und die Illusion des Spiels aufrecht zu erhalten. Giosuè erlebt die Räumung des Lagers in einem Versteck. Guido kann seinen Sohn vor den Deutschen bewahren, wird aber selbst erschossen. Am Morgen der Befreiung durch amerikanische Einheiten findet auch Giosuè in den Reihen der befreiten Frauen seine Mutter Dora wieder.

Der Filmsteht für niedersächsische Schulen auf dem Medienserver Merlin  zur Verfügung

Das Leben ist schön (Italien 1997)
Original-Titel: „La vita è bella“
Produziert von: Elda Ferri und Gianluigi Braschi
Regie: Roberto Benigni
Drehbuch: Vincenzo Cerami und Roberto Benigni
Kamera: Tonino Delli Colli
Schnitt: Simona Paggi
Musik: Nicola Piovani
Ton: Tullio Morganti
Darsteller: Roberto Benigni (Guido) Nicoletta Braschi (Dora) Giorgio Cantarini (Giosuè) Giustino Durano (Onkel) Sergio Bustric (Ferruccio) Marisa Paredès (Doras Mutter) Horst Buchholz (Dr. Lessing) Lydia Alfonsi (Guiccardinin) Amerigo Fontani (Rodolfo)

(Quelle: Presseinformation der Scotia Film GmbH Deutschland)

Laufzeit: 124 Minuten.

Deutscher Kinostart: 12. November 1998.

Nominiert für vier Oscars. Ausgezeichnet mit drei Oscars (Bester Hauptdarsteller, Bester ausländischer Film, Beste Musik). Verleihinformation: Im Verleih der Scotia Film bzw. Buena Vista Deutschland.

Roberto Benigni (Regisseur)
Roberto Benigni wurde 1952 in einem toskanischen Dorf nahe Arezzo als Sohn eines Eisenbahners geboren. Seine Karriere begann Benigni mit alternativem Theater und als Stand-up-Comedian. Sein Leinwanddebut absolviert er unter der Regie von Bernardo Bertoluccis Bruder Giuseppe in „Berlinguer ti voglio bene“ (1977): Benigni spielt nicht nur, sondern schreibt auch am Drehbuch mit. Sein erster eigener Film entsteht 1981 mit „Tu mi turbi“. Internationale Aufmerksamkeit erregt Benigni mit seiner Rolle in Jim Jarmuschs „Down by law“ (1985), bevor er 1989 die Hauptrolle in Federico Fellinis letztem Film „Die Stimme des Mondes“ erhält.
Mit der Tragikomödie „Das Leben ist schön“ (1998) wuchs Benigni erstmals über das Niveau des medienwirksamen Slapstick-Clowns heraus und erzielte einen großen finanziellen und künstlerischen Erfolg. Im gleichen Jahr spielte er an der Seite von Gérard Depardieu in „Asterix und Obelix gegen Cäsar“.

Tonino Delli Colli (Kamera)

Der 1923 geborene Tonino Delli Colli ist einer der bekanntesten italienischen Kameramänner. Bereits im Alter von zwanzig Jahren begann er damit, und 1952 filmte er den ersten italienischen Farbfilm, „Totò a colori“ unter der Regie von Steno. Im Verlauf seiner Karriere arbeitete er mit einer ganzen Reihe der größten europäischen Regisseure zusammen, darunter Pier Paolo Pasolini, Sergio Leone, Louis Malle, Federico Fellini, Lina Wertmüller, Jean-Jacques Annaud und Roman Polanski.

Nicola Piovani (Musik)

Im Alter von 24 Jahren schrieb der 1946 in Rom geborene Nicola Piovani seine erste Filmmusik für Marco Bellocchios „Im Namen des Vaters“ (1970). Seitdem komponierte er für zahlreiche Filme, unter anderem die letzten von Fellini.

Roberto Benigni (Guido)

Roberto Benigni wurde 1952 in einem toskanischen Dorf nahe Arezzo als Sohn eines Eisenbahners geboren. Seine Karriere begann Benigni mit alternativem Theater und als Stand-up-Comedian. Sein Leinwanddebut absolviert er unter der Regie von Bernardo Bertoluccis Bruder Giuseppe in „Berlinguer ti voglio bene“ (1977): Benigni spielt nicht nur, sondern schreibt auch am Drehbuch mit. Sein erster eigener Film entsteht 1981 mit „Tu mi turbi“. Internationale Aufmerksamkeit erregt Benigni mit seiner Rolle in Jim Jarmuschs „Down by law“ (1985), bevor er 1989 die Hauptrolle in Federico Fellinis letztem Film „Die Stimme des Mondes“ erhält.
Mit der Tragikomödie „Das Leben ist schön“ (1998) wuchs Benigni erstmals über das Niveau des medienwirksamen Slapstick-Clowns heraus und erzielte einen großen finanziellen und künstlerischen Erfolg. Im gleichen Jahr spielte er an der Seite von Gérard Depardieu in „Asterix und Obelix gegen Cäsar“.

Nicoletta Braschi (Dora)

1960 in Cesena geboren, absolvierte Nicoletta Braschi bereits ihre erste Rolle im Anschluss an ihr Schauspielstudium in einem Film Roberto Benignis, der gleichzeitig dessen Regiedebut war: „Tu mi turbi“ (1982). Seitdem hat sie mit einer Ausnahme in allen Filmen ihres Lebensgefährten und (ab 1991) Ehemanns Benigni mitgewirkt. Gemeinsam vor der Kamera stand sie auch mit Tom Waits in „Down by law“ (1985) und Walter Matthau in „Ein himmlischer Teufel“ (1988).

Marisa Paredès (Laura, Doras Mutter)

Die Spanierin Marisa Paredès begann ihre Karriere als Theater-Darstellerin, die bald auch TV-Auftritte absolvierte. Im Kino erreichte sie Bekanntheit durch ihre Zusammenarbeit mit Pedro Almodovar, unter dessen Regie sie in „Das Kloster zum heiligen Wahnsinn“ (1983), „High Heels“ (1991) und „Mein blühendes Geheimnis“ (1995) spielte. 1996 erhielt sie durch das Kulturministerium den Nationalen Filmpreis Spaniens.

Horst Buchholz (Dr. Lessing)

Horst Buchholz wurde mit seiner Rolle in Georg Tresslers „Die Halbstarken“ (1956) zum Star. In Hollywood spielte er eine Rolle in John Sturges’ Westernklassiker „Die glorreichen Sieben“ (1960). In den folgenden Jahrzehnten spielte Buchholz in deutschen, amerikanischen, britischen, spanischen, italienischen und französischen Produktionen und unter so unterschiedlichen Regisseuren wie Billy Wilder, Irvin Kershner und Wim Wenders.

„Für die Liebe braucht man Mut – Lachen hilft“

„Das Leben ist schön´ erzählt die Geschichte einer toskanischen Familie, der Vater ist Jude, die in ein Lager deportiert wird. Was hat sie an diesem Thema interessiert, das so verschieden von ihren bisherigen Filmen ist?

Über diesen Unterschied habe ich nie nachgedacht. Die Idee zu dieser Geschichte gefiel mir einfach sehr. Ich habe sie nicht gesucht, vielmehr war sie eines Tages da und hat mich nie mehr verlassen. Ich dachte an Trotzki und das, was er durchgemacht hat: eingesperrt in einen Bunker wartete er auf die Auftragskiller Stalins. Und trotzdem schrieb er, als er seine Frau im Garten sah, dass das Leben schön und lebenswert sei. Den Filmtitel habe ich da her. Lachen rettet uns, die andere, unwirkliche und amüsante Seite der Dinge zu sehen oder sich vorzustellen hilft uns, nicht zertreten zu werden. Sie gibt uns die Kraft zum Widerstand, die Nacht zu überleben, selbst wenn sie lang ist. In diesem Sinne kann man die Menschen zum Lachen bringen, ohne sie zu verletzen: der jüdische Humor ist sehr mutig.

Also ist `Das Leben ist schön´ keine historische Rekonstruktion, sondern ein Märchen, in dem die Historie Material ist?

Man darf dort nichts Realistisches suchen. Edgar Allan Poe sagte, dass man am Rande des Abgrunds nicht hinunterschaut, weil der Schrecken unermesslich ist. Wenn man ihn zeigt, wird er zu dem, was man zeigt. Ich habe ausführliche Recherchen gemacht, vieles gelesen, gesehen an Dokumenten und Berichten Deportierter. Und danach war mir ganz klar, dass nichts an die Wirklichkeit des tatsächlichen Geschehens heranreichen könnte. Wie sollte ich realistisch das zeigen, von dem zu reden ich nicht einmal den Mut hatte? Es ist so unfassbar, dass es fast wieder einfach ist, glauben zu machen, dass das alles nur ein Spiel war. Primo Levi spricht darüber in seinem Roman `Ist das ein Mensch?´. Er beschreibt den Morgenappell im KZ Auschwitz; alle Häftlinge sind nackt, stehen stramm; Levi schaut um sich und denkt: `Und wenn dies nur ein Witz wäre? Das kann doch alles nicht wahr sein…´ Die Frage, die sich alle Überlebenden gestellt haben, ist: Wie konnte das alles passieren?

Bedeutet die Flucht vor dem Realismus nicht einen Verrat an der Realität?

Jedes Mal, wenn man etwas schreibt, geschieht ein Verrat. Der Künstler erzählt, weil er sich für einen Stil entscheiden muss, aus der Realität auswählen, vieles weglassen, einer Erzählstruktur folgen muss. Ich dachte auch an den schönen Satz von Keats: `Nicht das, was wahr ist, ist schön – sondern das, was schön ist, ist wahr.´ Wenn etwas schön ist, wird es real. Wenn der Film gelungen ist, und ich hoffe es, wird das Lager wahr.

(…)

Wie ist die Idee entstanden vom Vater, der seinen Sohn vor den Grausamkeiten schützt?

Was ist bewegender als eine Liebesgeschichte mit einem Kind? Ausgangspunkt ist das Prinzip, Traumata von Kindern fernzuhalten, die Reinheit zu schützen. Das ist das älteste, tiefste und größte Gefühl, das Männer haben können. Aber da ist auch die Tatsache, dass Kinder wissen müssen, was vorgeht – und in meinem Film ist es, wie in einem Märchen, als ob das Kind durch meinen Blick lebt. Wenn ich sterbe, ist es also, als wüsste es alles.
Ich wollte, dass Giosuè das Alter hat, das Joseph Conrad als das der `Schattenlinie der Kindheit´ definiert. Es ist das Alter, in dem man alles versteht, aber wo man ebenso glauben kann, dass es sich um ein Spiel handelt. Giosuè hat wahrscheinlich alles verstanden… Nachdem ich das Drehbuch geschrieben hatte, las ich das Buch eines polnischen Autors `Das Kind von Buchenwald´ – eine sehr ähnliche Geschichte. Das hat mich erschreckt – dass die Wirklichkeit manchmal so überraschend ist, und dass man, wenn man die schrecklichsten Situationen erfunden hat, entdecken muss, dass sie wirklich existiert haben. Und deshalb ist es mir wichtig, noch einmal ganz klar zu sagen, dass ich ganz bewusst ein fiktives Lager zeige, mich weder mit einem Namen noch sonst wie konkret auf ein KZ in Italien, Deutschland oder Polen beziehe. Hätte ich das getan, wäre der historisch begründete Vorwurf berechtigt, dass es so wie in meinem Film nicht war.

Viele ehemalige Häftlinge haben gesagt, dass der Humor im Lager ihnen geholfen hat zu überleben. Haben Sie bei Ihren Recherchen mit solchen Überlebenden gesprochen?

Ich habe den Dokumentarfilm `Memoria´ gesehen, an dem auch der Historiker Marcello Pezzetti mitgearbeitet hat. Und es gibt darin sehr witzige Aussagen. Das jüdische Volk hat den Humor quasi erfunden. Er ist Teil ihrer Gene! Aber – obwohl ich Komiker bin, gibt es in meinem Film keinen Humor mehr von dem Moment an, wenn ich in das Lager komme. An diesem Punkt wird der Film tragisch.

Der Film besteht ganz klar aus zwei Teilen – der erste hat die Funktion, die Atmosphäre des Märchens aufzubauen und Guido als eine poetische Figur zu zeigen, die die Wirklichkeit neu aufbauen kann.

Die Geschichte der Personen ist zweigeteilt, nicht der Film. In der zweiten Hälfte sind die Figuren, die Nicoletta Braschi und ich spielen, genau dieselben wie vorher, aber sie befinden sich in einer extremen Situation: sie sind im Vernichtungslager und reagieren entsprechend. Aber der Film ist auch und vor allem die Geschichte einer glücklichen Familie, die plötzlich ohne ersichtlichen Grund in den Horror gezwungen wird. Genau so, wie es damals leider wirklich passiert ist.

(…)

`Das Leben ist schön´ erinnert auch daran, dass sie Judenverfolgungen nicht erst mit Ankunft der Deutschen begonnen haben, sondern in Italien schon vorher existierten. Offenbar verdrängt man diese antisemitische und rassistische Vergangenheit in Italien. Ist Ihr Film auch eine Reaktion auf dieses Tabu der italienischen Geschichte?

Die Historiker haben darüber sehr unterschiedliche Meinungen. Der Faschismus war entsetzlich. Aber es ist einfach, dies im Nachhinein zu sagen. Ich wollte ihn auch als eine Clownerie, einen stupiden Circus zeigen. Es gibt in meiner Filmfigur keinen Hass. Aber nachdem Guido bei seinem Onkel auf die drei Gauner trifft, ist es klar, dass er ihretwegen abgeholt wird. Als der Faschismus in Triest, Florenz und vielen anderen Städten Razzias in den Bars, das Zerschlagen von Schaufenstern und das Zusammenschlagen von Juden erlaubte, waren es Studenten, die dies taten. Sie pinkelten auf Tische und machten, was sie wollten dort, wo Juden waren. Man hat sie dafür nicht bestraft. Diese Aktionen waren zwar nicht gesetzlich erlaubt, aber vom Regime geduldet. Man pflegte damals zu sagen: `Die amüsieren sich, das ist nichts weiter.´ Aber gerade das ist so erschreckend, weil das nämlich in die Barbarei führt.

Ist der Film ein Appell an die Erinnerung dieser Barbareien?

Vor allem anderen ist der Film erstmal ein Film. Wenn sich die Zuschauer hinterher fragen, wie das alles passieren konnte, wäre das wunderbar. Wir dürfen nicht vergessen, aber ich möchte nicht, dass dies ein simpler Slogan wird. Wer sagt, dass diese Schrecken nur in der Nazizeit passiert sind? Sie können jederzeit wieder geschehen. In Bosnien zum Beispiel. Man muss beobachten, welches Gesicht heute das annimmt, was man früher Nazismus genannt hat.

Wie ist der Film in Italien von den Juden und ehemaligen KZ-Insassen aufgenommen worden?

Ich hatte große Angst. Wir haben eine Vorpremiere für die jüdische Gemeinde in Mailand gemacht, alle Überlebenden der Konzentrationslager waren dabei. Als Komiker bin ich natürlich gewöhnt, die Zuschauer laut lachen zu sehen, wenn am Ende das Licht wieder angeht. Diesmal sah ich die schweigenden Menschen, sie weinten und kamen mich zu umarmen – da wollte ich am liebsten auch weinen. Das war ein ganz starker Augenblick, so eine Reaktion habe ich natürlich bei keinem meiner Filme bisher gehabt. Was mich am meisten bewegt hat: eine Familie italienischer Juden hat Bäume gepflanzt in Israel zu Ehren von Nicoletta Braschi und mir.“


Quelle: Presseinformation der Scotia Film GmbH Deutschland.

Judenverfolgung in Italien

Noch im Frühjahr 1938 erklärte das faschistische Italien, trotz des deutsch-italienischen Bündnisses keine antisemitische Politik betreiben zu wollen. Dennoch wurden im Oktober des gleichen Jahres antijüdische Rassegesetze eingeführt, die z.B. ein Berufsverbot für Juden in staatlichen Ämtern beinhalteten. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam es in italienisch besetzten Gebieten nicht zu Juden-Deportationen.

Als am 10. Juli 1943 den Alliierten die Invasion Siziliens gelang, waren die innenpolitischen Folgen desaströs für den „Duce“ Benito Mussolini: Mit einfachem Mehrheitsbeschluss wurde er am 25. Juli durch den Faschistischen Großrat als abgesetzt erklärt und dann auf Befehl König Viktor Emanuels III. verhaftet. Nachfolger Mussolinis wurde Marschall Pietro Badoglio, der im September mit den Amerikanern einen Waffenstillstand aushandelte. Italien hatte damit faktisch die Seiten gewechselt.

Die deutsche Regierung beschloss daraufhin den „Fall Achse“, der die Besetzung Italiens vorsah. Am 12. September wurde Mussolini durch deutsche Fallschirmjäger vom Gran Sasso in den Abruzzen befreit und nach Ostpreußen gebracht, um wenig später in Norditalien ein Marionettenregime zu installieren, die Republik von Salò (Repubblica Sociale Italiana).
Mit Einrichtung dieses faschistischen Staates unter dem Protektorat des Deutschen Reiches begann sowohl die Deportation italienischer Juden als auch Juden aus vormals unter italienischer Kontrolle stehender Gebiete.

Die Deutschen stießen dabei allerdings auf eine unerwartet mangelhafte Kooperationsbereitschaft sowohl der nicht-jüdischen italienischen Bevölkerung als auch faschistischer Funktionäre, sodass sich die SS veranlasst sah, ein Kopfgeld auf jüdische Männer, Frauen und Kinder auszusetzen. Ausdrücklich befürwortet wurde die deutsche Politik auf dem Parteikongress von Mussolinis neu geschaffener Republikanischer Faschistischer Partei (Partito Fascista Repubblicano) in Verona im November 1943, die alle Juden Italiens als Angehörige einer feindlichen Nationalität definiert hatte. Hauptfunktionär der Judenverfolgung wurde Giovanni Preziosi, der das Rassen- und Bevölkerungsamt der Republik von Salò leitete. In fast allen Provinzen wurden Sammellager errichtet, in denen die verhafteten Juden interniert wurden. In der Nähe von Modena entstand das Durchgangslager Fossoli di Carpi, von dem aus im Februar 1944 der erste Judentransport nach Bergen-Belsen durchgeführt wurde. Bis Kriegsende wurden etwa 8000 Juden aus Italien deportiert.

„Marsch auf Rom“ 1922

Georg Seeßlen beantwortet in seiner Rezension die Frage, ob man „Kriminalfilme, Melodramen oder gar Komödien“ über den Holocaust drehen dürfte, mit einem eindeutigen „Ja“, und bewertet Benignis Märchen als gelungen.

Thomas Brussig, der „Das Leben ist schön“ als Gegenentwurf mit „Schindlers Liste“ vergleicht, fordert alle Deutschen auf, Benigni im Kino zu sehen, da er im Gegensatz zu Spielberg seine moralische Aussage mit Humor anreichere.

Auch nach Claudia Lenssens Beurteilung hat Benigni seinen „schwierigen Stoff“ gemeistert.

Als „bewegend und ergreifend komisch“, keineswegs jedoch als „groß“ bewertet H. G. Pflaum den Film, dessen entscheidende Schwäche er in der egozentrischen Selbstdarstellung Benignis sieht.

Peter Körte in der Frankfurter Rundschau hält „Das Leben ist schön“ für misslungen und den „finale(n) Sieg der Einbildungskraft über das Grauen“ für eine lediglich gut gemeinte Behauptung.

Mit „Spiel ohne Grenzen“ betitelte der Tagesspiegel seine Gegenüberstellung einer Positiv- und einer Negativ-Kritik zu „Das Leben ist schön“, von denen an dieser Stelle die Negativ-Kritik von Jan Schulz-Ojala zu lesen ist. Schulz-Ojala grenzt Benignis Film als verharmlosende Klamotte sowohl von Spielbergs „Schindlers Liste“ als auch von Mihaileanus „Zug des Lebens“ ab und greift Claude Lanzmanns Forderung gegen die Fiktionalisierung des Holocaust auf.

„Darf die populäre Kultur, jenes Geflecht von Genres, Mythen und Bildern, dem wir seine Frivolität und Leichtfertigkeit, sein hemmungsloses Wildern und Wuchern in der äusseren und inneren Wirklichkeit nur verzeihen, weil es stets beteuert, ja nicht mehr als `Unterhaltung´ bieten zu wollen – darf dieses industrielle Sinnsystem, das sich so bedenkenlos auf den Markt wirft, sich anmaßen, auch vor dem Grauen dieses Jahrhunderts, dem deutschen Faschismus und dem Völkermord an den Juden nicht zurückzuschrecken? Darf man Kriminalfilme, Melodramen oder gar Komödien über den Holocaust drehen, die doch nichts anderes als Verharmlosung, Verdrängung, Blasphemie sein können? Anders herum gefragt: Wie armselig und töricht müsste diese populäre Kultur sein, in deren Bilderwelt wir alle leben und in der wir uns verständigen, wenn sie es nicht könnte oder dürfte?

Freilich, sie muss es mit ihren Mitteln tun, und die sind nicht nur ästhetisch, sondern auch moralisch und intellektuell begrenzt. Deshalb wird es notwendig sein, sich mit jedem Einzelfall auseinanderzusetzen: jeder Versuch, den Holocaust innerhalb der populären Kultur darzustellen, wirft die Frage nach der Darstellbarkeit neu auf. Und jeder, der mit den Mitteln der populären Kultur von etwas spricht, dem wahrhaft angemessen nur das entsetzte Schweigen wäre (ein Schweigen, das paradoxerweise freilich den Tätern, den Verdrängern und den Wiedergängern am meisten nutzt), der muss sich der Verantwortung bewusst sein, die er damit übernimmt.

Roberto Benigni hat eine der schwierigsten Formen gewählt, die es in diesem Zusammenhang gibt. Er hat eine märchenhafte Komödie über das Schicksal einer kleinen Familie gedreht, die Geschichte von einem gutmütigen Träumer, den er selbst spielt – ganz in der Tradition seiner vielen anderen gutmütigen Träumer in Filmen von Marco Ferreri, Frederico Fellini und von ihm selbst -, und seiner Frau und seinem kleinen Sohn, die in ein deutsches Vernichtungslager verschleppt werden. Der Film beginnt mit jener unvergleichlichen Mischung aus Poesie, Komödie und Satire, die wir von Benigni kennen: Guido kommt mit seinem Freund Ferruccio, der einerseits Polsterer und andrerseits Poet ist, im Jahr 1939 aus der toskanischen Provinz in die Stadt Arezzo. Große Träume von Erfolg und Liebe im Kopf. Ferruccio deklamiert, während sie in gemächlichem Tempo auf der Landstraße dahinfahren, ein Gedicht, und mitten aus den Textzeilen gerät er in die Beschreibung einer wirklichen Gefahr: Die Bremsen des Automobils versagen den Dienst, und die beiden geraten in einen Aufmarsch der Honoratioren. Guido will die Zuschauer warnen und verscheucht sie mit hochgerecktem Arm; das wird sogleich als faschistischer Gruß missgedeutet, der von der Menge begeistert erwidert wird. Kaum im Heuhaufen gelandet, fällt Guido ganz buchstäblich jener Prinzessin in die Arme, von der er einem kleinen Mädchen gerade erzählt hat: es ist die junge Lehrerin Dora. (…)

Wie Guido seine Angebetete erobert und von ihren Verlobten, dem faschistischen Aufsteiger befreit, wie phantasievoll er seinen Kellnerberuf ausübt, wie er den Faschisten, meistens ohne es offensichtlich zu wollen, immer wider eins auswischt, wie er, als Schulinspektor verkleidet, vor den Kindern den `wissenschaftlichen´ Rassismus aus Rom ad absurdum führt und wie er schließlich doch zu seinem ersehnten Buchladen und zum Familienglück mit Dora und ihrem Sohn Giosus kommt, das wird als warmherzige Komödie mit ein paar Slapstick-Einlagen hier, ein paar running gags dort und immer wieder in der Benigni-Märchenpoetik erzählt. Diese Szenen sind vollgestopft mit liebenswerten kleinen Pointen, aber zugleich tauchen an allen Ecken und Enden Warnungen auf, zeigt sich die zähe, opportunistische Brutalität, die das Land verändert.

Guido kann oder will die Gefahr, in der er sich als Jude befindet, nicht sehen. Wir wissen mehr und können ihm nicht helfen. Mit seinem Blick sehen wir zunächst nicht eine faschistische Gefahr, sondern vor allem in ihrer Lächerlichkeit berückende Mitläufer und Wichtigtuer (…). Auch Horst Buchholz’ Gestalt des deutschen Arztes Dr. Lessing, der von Rätseln besessen ist, zeigt zunächst eher skurrile als bedrohliche Züge. Mit der Bemerkung, Guido sei der phantasievollste Kellner, den er je kennengelernt habe, verabschiedet er sich nach Berlin, gerade als Guido Dora aus der Faschistengesellschaft und auf jenem Pferd entführt, das man grün angepinselt und mit dem Schriftzug `Caballero ebreo´ versehen hat.
Diese Szene, in der die Kamera in der Faschistengesellschaft kreist, hat schon beides in sich: den Märchentraum vom `Mann mit dem Herzen eines Kindes´, der sein Glück findet, und die gespenstische Inszenierung einer Gesellschaft, in der das Böse zur vollkommenen Normalität wird. In seiner traumhaften Komposition, der Fülle der Erzählkomponenten (…) und der Präzision, mit der der Film die kommende Zerstörung seines Glücks vorbereitet, ist `La vita è bella´ wohl schon das Beste, was Benigni bislang gemacht hat.

Mit einer Kamerafahrt auf den Wintergarten zu, in den die Liebenden verschwinden, und einer anschließenden Bewegung zurück auf Vater, Mutter und Kind sind vier Jahre vergangen. Guido fährt noch immer mit dem Fahrrad durch die Stadt, die sich verändert hat. (…) Ganz dezent deutet Benigni es an: Das Sonnenlicht hat die Stadt verlassen. (…) Schon hier sehen wir, wie Guido seinem Sohn mit lustigen Geschichten die wirkliche Situation zu verheimlichen versucht.

(…)Kurz darauf werden Guido und Giosus abgeholt und wie die anderen Juden des Ortes in die Viehwaggons zum Transport ins Konzentrationslager gebracht. Dora verlangt, dass sie mitkommen kann. Das ist inszeniert als eine Geste großer Liebe, aber Benigni benutzt sie auch, um ohne Dämonisierung die kalte Gründlichkeit der deutschen Soldaten zu zeigen. Weder sind diese Deutschen bei ihm Marionetten noch sadistische Monster. Sie funktionieren einfach, freilich mit einem so dummen Stolz auf ihr Funktionieren, dass man ihnen nicht einen Augenblick vergeben möchte.

Der Zug fährt durch das Tor des Konzentrationslagers, die Häftlinge werden unter ständigem Gebrüll zum Aussteigen gebracht. Es sind Bilder, die andere Bilder zitieren, die selber schon wussten, dass sie das wahre Ausmaß des Schreckens nicht wiedergeben würden. Guido erklärt nun Giosus mit immer neuen Einfällen, dass man sich in einem großen Spiel befinde, indem es gelte, Punkte zu sammeln, und immer wenn der Junge verzagt, macht er ihm vor, dass man bei ihrem großartigen Punktestand nicht aufgeben dürfe. Dem Tod in der Gaskammer entgeht Giosus indes nur, weil er vor dem Duschen geflohen ist, so wie er es auch zuhause tat. (…) Guido trifft Dr. Lessing wieder, der nun als KZ-Arzt fungiert. (…) Dr. Lessing, noch immer nur mit seinen Rätseln beschäftigt, ist dem Wahnsinn näher als dem Mitleid. Der Augenblick, wenn  Guido erkennt, dass er von diesem Menschen keine Hilfe zu erwarten hat, ist die zugleich furchtbarste und präziseste des Films, eine Szene, die jede falsche Versöhnung zunichte macht. Als die Kunde vom Heranrücken der amerikanischen Armee kommt, versucht Guido, in dem Durcheinander der Lagerauflösung zu fliehen, bei der die Deutschen durch Massenerschießungen die Baracken leeren. Er wird gefangen und erschossen, fast beiläufig geschieht das. Giosus dagegen sieht endlich vor sich, was ihm die ganze Zeit über als Geburtstagsgeschenk und als Spielgewinn versprochen war: einen Panzer.

Vieles von dem, was in der ersten Hälfte des Films spielerische Trickserei war, wird nun letzte Hoffnung fürs Überleben, und es erschließt sich im Nachhinein vieles von der verborgenen Bedeutung auch leichter Komödienszenen im ersten Teil. So hat Guido von seinem Freund Ferrucio eine sehr praxisnahe Anwendung von Schopenhauers `Welt als Wille und Vorstellung´ gelernt, und Schopenhauer scheint nun zu helfen gegen deutsche Schäferhunde. (…) `La vita è bella´ erzählt nicht von einem möglichen Widerstand, aber immer wieder erweitert sich der Kampf des Helden zu Signalen der Hoffnung für die anderen. Darin ist er dem Roman und dem Film `Jakob, der Lügner´ verwandt. Und als Guido erschossen wird, setzt das gleiche Musikmotiv ein, das auch bei der Einfahrt des Zuges zu hören war. Es geht um den einzelnen, aber es geht nicht nur um den einen, der in der Kinophantasie zu retten gewesen wäre.

Roberto Benigni hat das Kunststück fertig gebracht, ein Märchen zu erzählen, in einem Film, der nie vorgibt, etwas anderes zu sein als ein Märchen, in Bildern, die sich weniger aus der Rekonstruktion der Wirklichkeit als aus den vorhandenen Bildern entwickeln, aus Zitaten, Übermalungen, Stilisierungen, und gerade, weil er nicht vorgibt, den wahren Schrecken des Konzentrationslagers beschreiben zu können, bleibt uns eben dies auch gegenwärtig: Es war viel schlimmer, es war schlimmer, als irgendein Mensch, irgendein Bild, irgendeine Erzählung aushalten kann. Aber noch im Märchen ist kein Platz für die Verkleinerung des Schreckens und der Schuld, und wenn auch das Böse nur als Karikatur des Bösen und das Gute nur als das geträumte Gute vorkommen kann, so ist das eine doch so wenig verharmlost wie das andere verkitscht. Eine Auflösung in Sentimentalität findet ebenso wenig statt wie es eine Hoffnung auf Sinn und Gerechtigkeit gibt.

Nein, man wird nicht versöhnt durch diesen Film, nicht beruhigt und nicht entlastet. Dass den Sanftmütigen die Welt gehören könnte, hat Benigni in allen seinen Filmen gesagt, vorausgesetzt sie entwickeln eine Portion Unverschämtheit. Hier retten Sanftmut und Unverschämtheit ein Kind, retten, vielleicht, eine kleine Hoffnung. Das ist sehr viel, und viel zu wenig. Daher enthält der Film auch eine Selbstkritik an der Benigni-Figur. `La vita è bella´ erzählt einen Traum, und er warnt uns zugleich vor dem Träumen.“

Georg Seeßlen: „Das Leben ist schön“. In: epd Film 11/98. S. 36/37.

„(…) Was, eine KZ-Komödie? Geht das überhaupt? Ganz neu ist die Idee nicht. Das deutsche (Lese-)Publikum sah sich bereits mit der Meinung des Holocaust-Überlebenden Imre Kertész konfrontiert, von den grauenhaften Geschehnissen unbedingt auch das Lachhafte zu bewahren. In seinem `Roman eines Schicksallosen´ weigert sich der Ich-Erzähler konsequent, den Holocaust mit den heutigen, eingeübten Begriffen zu erzählen. Stattdessen schildert er mit einem naiven Blick, wie ihm allerlei Absonderliches widerfuhr, alles nicht schön, aber doch unspektakulär.

Jüngst hat Imre Kertész die Zerrissenheit der wenigen noch lebenden Holocaust-Zeitzeugen beschrieben: Einerseits ist es `ihr´ Holocaust, von dem nur sie wissen, was sich tatsächlich abgespielt hat, und jeder Beitrag Nichtbeteiligter, ob als Film, Buch, Reportage oder bloße Gesprächspartnerschaft, mischt Halbwissen in die `pure´ Erfahrung, die sich durch nichts ersetzen lässt. Andererseits erschwert dieser Anspruch auf Exklusivität den Generationswechsel in der Holocaust-Auseinandersetzung. Und der ist nötig: Zeitzeugen wird es bald nicht mehr geben, und auch die Fakten sind bekannt,
Das Diktum `Der Holocaust darf nie vergessen werden!´ hat die Kehrseite: Der Holocaust kann vergessen werden. Und wer mahnt, dass die Erinnerung daran wachgehalten werden muss, der ahnt zumindest, dass sie schon eingeschlafen ist. Die Formel des Bundespräsidenten, dass eine lebendige Form des Erinnerns noch nicht gefunden wurde, beschreibt die Situation. Und nun haben wir diesen Film, den man sich, mit Verlaub gesagt, sogar freiwillig ansehen kann.
Die erste Hälfte, die bereits im Faschismus spielt, ist Slapstick wie bei Laurel & Hardy: Es wird gerannt, gepurzelt, geohrfeigt, geküsst, versteckt, stibitzt, geschwindelt, getrickst, angebetet und verkleidet, es geht um rohe Eier, defekte Bremsen und scheppernde Tabletts. Die Leute fallen auf den Arsch und gucken dumm aus der Wäsche, und Guido, ein putzmunterer jüdischer Kellner (gespielt von Roberto Benigni) zieht sich immer trick- und ideenreich aus der Affäre. Im Konzentrationslager, wo die zweite Hälfte des Films spielt, setzt Guido verzweifelt all seinen Einfallsreichtum und seine Improvisationskunst ein, um seinem Sohn Giosuè das Leben zu retten. Zu welchen Mitteln er greift, auf was für Ideen er kommt und wie er sich immer wieder selbst übertrifft – das fand ich unglaublich komisch. (…)

Was mich auch sehr für diesen Film einnimmt, ist, dass er im Gegensatz zu `Schindlers Liste´ seinen Zuschauern die Wahl lässt, für oder gegen ihn zu sein. Man darf  `Das Leben ist schön´ nicht mögen. Zum Beispiel, weil man nicht über Slapstick lachen kann oder weil das Cineastische zu kurz kommt. Steven Spielberg überwältigte mit einer allseits anerkannten moralischen Botschaft, und seine Zuschauer haben keine Chance, sich dem zu entziehen. Spielbergs Film wird vor allem den Opfern gerecht, Benignis Film dem Anspruch, `lebendige Formen des Gedenkens´ zu finden.

Wo keine Komik ist, droht Moral sehr schnell moralin zu schmecken. Schon Erich Kästner sprach von einem symbiotischen Verhältnis zwischen Unterhaltung und Moral: Das Unterhaltende macht das Moralische erträglich, und je moralischer man zu werden beabsichtigt, desto unterhaltender muss man sein. Umgekehrt braucht auch das Unterhaltende eine echte Moral. Soll das heißen, dass uns in Zukunft Komödien die Beschäftigung mit dem Holocaust versüßen? Daran ist nichts Schlechtes zu erkennen – solange die Kunst nicht versucht, sich selbst als das Faktische zu maskieren. In Benignis Film sind die Kulissen immer als Kulissen erkennbar. Sowohl die Geschichte als auch das Interieur lassen nie einen Zweifel daran aufkommen, dass das, was wir sehen, nicht so war.

Die Kunst hat es nicht leicht, sich gegenüber diesem Thema zu behaupten (…). Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Holocaust, scheint mir, will sich immer wieder durch Authentizität aufwerten. (…) Benigni hat viel riskiert, denn er ist einen Schritt weiter `in die Kunst´ gegangen. `Mit dem KZ spielt man nicht´, hieß die Formel nach den Corino Enthüllung über die `geschönte´ `Autobiographie´ Stefan Hermlins und seiner unwahren Existenz im Konzentrationslager. Benigni hat nicht `mit dem KZ gespielt´, er hat nicht herumgestümpert, sondern er hat als Filmkomiker eine Sache hervorragend gemacht. (…)

Ein neuer Stil des Wachhaltens der Erinnerung an das Menschheitsverbrechen schlechthin vermag die reflexhaft geführten Diskussionen, die öden politischen Korrektheiten, die verkrampften Bekenntnisrituale gleichsam zu durchlüften. Es ist schon ein Glücksfall, dass `Das Leben ist schön´ gerade jetzt in die deutschen Kinos gekommen ist.
Deutsche, seht `Das Leben ist schön´! Sie werden diesmal nicht mit dem beruhigenden Gefühl aus dem Kino gehen, nunmehr ihrer Bürgerpflicht nachgekommen zu sein, sondern Sie werden einen bewegenden, komischen und weisen Film gesehen haben.“

Thomas Brussig: „Das Leben ist schön. Eine Empfehlung, ins Kino zu gehen.“ FAZ 31.12.1998.

„(…) Faschisten sind zwanghaft, manisch, hysterisch, kurz: sie sind komisch, das weiß man seit Chaplin, Lubitsch, Mel Brooks und Lina Wertmüller. Hört der Schauspielerspaß an den Uniformen, zackigen Bewegungen, geifernden Kommandos und angeklebten Bärtchen auf, wenn die wirklichen Greuel der Faschisten zum Thema werden? Roberto Benigni hat italienische KZ-Überlebende befragt, bevor er mit dem Drehbuch begann. Komik schien seinen beratenden Zeitzeugen ein gutes Heilmittel gegen das Grauen und die Verzweiflung zu sein, die heute noch bei ihnen nachwirkt. Benigni hat es gewagt, einen Film über italienische KZ-Deportierte zu machen, indem er seiner grotesk-zappeligen Kunstfigur – seit zwanzig Jahren auf der Bühne, im Fernsehen und in Filmen ausgefeilt – den Hauptpart auf den Leib schrieb und seinem neuen Werk zu allem noch den Titel `Das Leben ist schön´ verpasste.

Herausgekommen ist ein Film, der die Zwiespältigkeit und Befangenheit vor dem Thema faschistischer Gewalt in der Erzählform offen legt. Benigni verklammert zwei Geschichten: Ein schwadronierender, ewig optimistischer Lebenskünstler will in der Stadt einen Buchladen aufmachen, kellnert bei seinem jüdischen Onkel im Grand Hotel, kämpft mit den Mitteln listig inszenierter Überraschungen um seine Traumfrau und ist schließlich glücklicher Familienvater. Ein assimilierter Jude, der die Widrigkeiten des Lebens nicht als politische Repression, sondern als schlechte Scherze unterspielt. Die Atmosphäre dieser Eröffnungsgeschichte erinnert an die extrovertierte Körpersprache der alten italienischen Komödien, im Tempo, den Running Gags und einem unerschütterlichen Glauben ans Happy-Ending aber auch an Chaplins kurze Filme.
Dann der Bruch, die Deportation, die Überlebensgeschichte der Familie im KZ.

In `Der große Diktator´ von Chaplin oder in `Sein oder Nichtsein´ von Lubitsch gibt es jeweils die humanistische Gegenwelt zu den Faschisten. Chaplin verkörpert dieses Widerstandspotential in seiner Doppelrolle – neben Hitler spielt er auch den kleinen jüdischen Friseur. Bei Lubitsch findet sich die subversive Komik im Maskenspiel einer Schauspieltruppe, die die Nazis mit ihren eigenen Mitteln schlägt, indem sie ihr Imponiergehabe nachahmt. Benigni scheint sich an solche frühen, vor dem Holocaust gedrehten Vorbilder angelehnt zu haben, um Zynismus und Pessimismus in seiner KZ-Geschichte zu vermeiden.
Er gibt nicht vor, den Schrecken abzubilden. Bei der Einfahrt ins Lager wirken Zug und Gleise attrappenhaft, die Backsteingebäude der alten Fabrik scheinen eher entferntes Zitat der berüchtigten Lagergebäude. Dennoch markieren einige wenige Einstellungen – so die Schornsteine – unmissverständlich, wo man sich befindet. So zu tun, als sei alles ein Spiel, ein abgefeimtes Hindernisrennen um tausend Punkte, für die ein echter Panzer als Gewinn winkt – das ist die verzweifelte Tarngeschichte, die sich Benignis Filmfigur Guido hier für seinen kleinen Sohn Giosuè ausdenkt. Das Kind und sein Vater sind die Hauptfiguren in diesem Teil der Geschichte; und ganz ähnlich wie in Chaplins `The Kid´, an dessen Kind Jacky Coogan Benignis Filmsohn Giosuè entfernt erinnert, funktionieren die kindlichen Marotten zwischen ihnen als Chance, sich dem Zugriff der Mächtigen so lange wie möglich zu entziehen.

(…) Wenn Guido, sein Sohn, der Onkel und auch – freiwillig – seine Frau Dora (Nicoletta Braschi) im KZ angekommen sind, gibt es nur noch den ungebrochenen Kinderglauben an die Wirksamkeit des Spiels, der die Handlung bis zum Ende trägt. Die Suche der Drehbuchautoren Vincenzo Cerami und Roberto Benigni nach dramaturgischen Ideen zur fantastischen, aber plausiblen Rettung des Kindes liegt wie ein Gewicht auf dem zweiten Teil. Manche Details vom Anfang entpuppen sich dann als ausgedachte dramaturgische Brücken. (…) Der unheimlichste der vielen guten Nebenfiguren ist der deutsche Arzt Lessing, gespielt von Horst Buchholz, eine perfekte Fassade der Empfindungslosigkeit. Lessing liebt nichts so sehr wie philosophische Rätsel und profitiert von der Klugheit des Juden Guido bei deren Lösung – ein Spiel, das er  auch im KZ einfordert.

Benigni nennt seinen Film eine Fabel, keine reale Begebenheit. Mit diesem schwierigen Stoff, der sich in Komödien- und Tragödien-Episoden teilt, gibt er seiner Komik ein politisches Profil. In Jim Jarmuschs `Down by law´ und `Night on Earth´, in Fellinis `Die Stimme des Mondes´ und in seinen eigenen Filmen seit 1982 verhaspelte er sich mit manchmal anarchischer Lebenslust und hemmungslosen Wortkaskaden dabei, eine kaputte, repressive Welt aus den Angeln zu heben. In `Night on Earth´ redet er sogar einen an Beichten gewöhnten Priester zu Tode.

In `Das Leben ist schön´ ist er ein Komiker, der andere, auch wenn es ihn das Leben kostet, mit seinen Tricks, seinen Späßen und seinem märchenhaften Schönreden vor Traumata schützen will. Am Ende weiß man nicht, ob der kleine Sohn dem schützenden Humor des Vaters glaubte oder ob er die Wahrheit durchschaute. Die Komik dieses kathartischen Missverständnisses wirkt bis zum Schluss: Als der Vater erwischt wird, zwinkert er dem Sohn in seinem Versteck fröhlich zu und imitiert wie ein Kasper den zackigen Schritt des Soldaten. Sogar dem Ende, das wir alle kennen, setzt Benigni trotzig eine absurde Hoffnung entgegen.“

Claudia Lenssen: „Lachen am Abgrund“. Tip 24/98. S. 60f.

„(…) Als Lubitsch und Chaplin von der Verfolgung der Juden erzählten, 1940 der eine, 1942 der andere, konnten sie auch deshalb unbelasteter vorgehen, weil sie das volle Ausmaß des Grauens noch nicht kannten. Einen Sicherheitsabstand haben sie dennoch eingehalten. Roberto Benigni ignoriert ihn. Vielleicht ist es an der Zeit, so unbefangen vom Holocaust zu erzählen, wie es der italienische Komiker mit `Das Leben ist schön´ riskiert: nicht analytisch, sondern emotional. Benigni geht es weit mehr darum, sein Publikum zum Fühlen zu zwingen als zum Denken anzuregen. Bewegend und ergreifend komisch ist sein Film allemal. Groß ist er nicht.

Der Autor, Regisseur und Hauptdarsteller mag seine guten Gründe haben, den Film in zwei Teile zerfallen zu lassen; der erste erzählt in wunderschönen, von Licht durchfluteten und schwerelosen Bildern, wie Guido und sein Freund Feruccio nach Arezzo kommen, um in dem toscanischen Städtchen ein neues Leben zu beginnen. Die Bremsen ihres Autos sind defekt, doch die leichte Tonart der Inszenierung mit ihren Slapstick-Gags verspricht: Nichts kann schief gehen. Dies bleibt über weite Strecken das Prinzip des Films, auf das sich auch sein Held lange verlassen kann.

Guido erobert mit seinen komischen Auftritten sogar die schöne Dora und brennt mit ihr durch, als ein faschistischer Bürokrat mit ihr Verlobung feiern will. Die Zeit, in der alles umkippt, weil es plötzlich zur Frage von Leben und Tod wird, ob Guido Jude ist, übergehen Benigni und sein Coautor Vincenzo Cerami; als würde das Tempo der Komödie die Schilderung von Entwicklungen nicht vertragen, ignoriert der Film ein paar Jahre des Zweiten Weltkriegs.
(…) Die Deutschen sind es, die alles zu verantworten haben, die Güterwaggons, den Terror im Lager, die Ermordung der Kinder und der Alten. Die Täter sprechen deutsch, die Opfer italienisch. Das macht die Geschichte für Italiener einfacher.

Guido muss den kleinen Giosuè verstecken, um ihm das Leben zu retten. Weil er ihn vor dem Grauen schützen will, flunkert er dem Kind vor, alles sei nur ein Spiel, in dem man Punkte sammeln und am Ende einen Panzer gewinnen könne. Diese irrwitzige Konstruktion durchzuhalten bedarf der unglaublichsten tragikomischen Anstrengungen, zumal der Junge schon gehört hat, dass man aus ihnen `Knöpfe und Seife´ machen würde.

Im Grunde verbindet Benigni hier zwei Motive aus Frank Beyers Defa-Filmen `Nackt unter Wölfen´ und `Jakob der Lügner´, beide nach Vorlagen entstanden, deren Autoren Bruno Apitz und Jurek Becker zu den Überlebenden des Holocaust gehören. Dass Benigni nicht über eigene Erfahrung verfügt, kann man ihm nicht anlasten. Nur hängt damit das Grundproblem seines Filmes zusammen: Keine Erinnerung kann den Regisseur daran hindern, sein Potential als Komiker auszureizen und die Geschichte seiner eigenen Virtuosität zu unterwerfen. Die hinreißend komischen Nummern, die Benigni hier erfindet, machen auch vor der zweiten Hälfte nicht halt. Guidos Bewerbung als Kellner oder sein Auftritt als römischer Schulinspektor funktionieren nach dem gleichen komischen Prinzip wie seine fingierte Übersetzung der Anweisungen eines deutschen Wachsoldaten.

`Das Leben ist schön´ ist mindestens so sehr ein Film über den Komiker Benigni wie über den Holocaust, ein durch und durch egozentrisches Werk, das selbst die anderen Opfer im KZ zu Statisten erklärt. Alles sei nur Fiktion, ein Märchen, hat der Regisseur erklärt und genau das zum Prinzip erhoben, was der Schriftsteller Leon de Winter als `Fiktionalisierung des Holocaust´ beklagt hat. Mag der Titel `La vita è bella´ auf Frank Capra verweisen – Benigni kann den Schwebezustand zwischen Phantasie und Wirklichkeit nicht durchhalten, weil er ständig Gefahr läuft, sich den Holocaust als Metapher dienstbar zu machen. Wenn Guido und sein Kind bei Nacht und Nebel vor einem schemenhaften Leichenberg stehen, ein fast halluzinatorisches Bild, entrückt der Film den Genozid in die Regionen eines Alptraums.
In Details imitiert Benigni dann doch die Wirklichkeit: die Einfahrt des Zugs im Konzentrationslager, die Garderoben vor den Gaskammern. Märchenhaft verfährt der Regisseur vor allem dann, wenn es den eigenen Auftritten dient und den tragikomischen Spielraum seines Filmepos erweitert. (…)“

H.G. Pflaum: „Wo hört der Spaß auf?“ SZ 12.11.1998.

„Weil das Leben nicht nur grausam ist, sondern auch keine fertigen Drehbücher abzuliefern pflegt, müssen Filme, die sich ostentativ-ironisch `La vita è bella´, `Das Leben ist schön´, nennen, Märchen sein, auch wenn sie von Massenvernichtung, Politik und Zeitgeschichte handeln. Roberto Benignis Film, der in Italien ein großer Kassenerfolg zur Jahreswende 1997/98 war und in Cannes den Regiepreis gewann, möchte uns sein Märchen als nachtschwarze Komödie erzählen, an deren Ende die Macht der guten Phantasie den bösen Schergen ein Schnippchen geschlagen hat. (…) Dass Benignis Film in Italien so erfolgreich war, liegt an der Glaubwürdigkeit und Integrität des Komikers. (…) Und die Geschichte vom Juden Guido (Benigni selbst), der mit seinem fünfjährigen Sohn ins KZ deportiert wird und dem Jungen dort weismachen will, alles sei nur ein Spiel, bei dem es gelte, möglichst viele Punkte zu machen, ist alles andere als spielerisch. Sie ist aber auch kein Tabubruch, über den die Hüter der Moral zu Gericht sitzen müssten. Noch ist es jedenfalls kein Tabubruch, schlechte Filme zu machen.

(…) Benigni müht sich sehr, er stürzt bei seiner Gratwanderung auch nicht ab, doch der Versuch, die Balance zu halten, lässt ihn auch verkrampfen. Und vielleicht liegt das auch daran, dass da kein Abgrund gähnt, in den einer fallen könnte, so harmlos und einfallslos kommt der Film daher. Als Regisseur ist sich der Komiker nicht gewachsen, und entsprechend zäh schleppt sich der Film dahin. Die beiden Teile wirken arg aneinandergepappt, wenn es in der italienischen Kleinstadt zunächst um Brautwerbung und darum geht, ein paar Faschisten-Karikaturen lächerlich zu machen, was Benigni Gelegenheit bietet, ein paar klamottige Solo-Nummern abzuliefern. Neben seinem Guido wirken die übrigen Rollen flach und konturlos, die Musik zieht Fäden wie Sirup. Und der finale Sieg der Einbildungskraft über das Grauen ist nur eine jener gutgemeinten Behauptungen, die sich auch auf den Nenner `pro bono, contra malum´ oder `Die Phantasie an die Macht´ bringen ließe. Als wäre die Phantasie von jeher so glücklich mit dem Guten verheiratet wie Benigni mit Nicoletta Braschi im Leben wie auf der Leinwand.

Sein Sujet kann `Das Leben ist schön´ gar nicht verfehlen, weil er es nie so recht in den Blick bekommt. Das Standard-Argument, der Film verharmlose den Holocaust, bleibt ohne Adressaten. Benigni hat es gut gemeint, doch seine Mittel reichen nicht. Man hat eher ein wenig Mühe, sich zu erinnern, worum es denn nun speziell ging, und nur der Stabreim von KZ und Komödie hält es zusammen. Er sichert dem Film auch jene Aufmerksamkeit, die mit Kino wenig und mit symbolischer Präsenz sehr viel zu tun hat.

Bei der Pressekonferenz in Cannes, wo sich der Regisseur erwartungsgemäß heftig attackiert sah, konterte Benigni mit einer Anekdote über Kafka, die wiedererzählt zu werden lohnt, weil sie klüger und ahnungsvoller ist als der Film selbst. Als der Schriftsteller einmal bei einem Bekannten übernachtete, weckte er beim Schlafwandeln seinen Gastgeber.
Er entschuldigte sich mit den Worten, man solle sich bitte nicht stören lassen und ihn doch einfach als Gespenst betrachten. Es sind genau diese Tonlage, dieser besondere Humor, die der Film nie trifft.“

Peter Körte: „Komödie und KZ. Roberto Benignis Film `Das Leben ist schön´ findet nicht die richtige Tonlage“. FR 12.11.1998.

„In Roberto Benignis `Das Leben ist schön´ sehen die KZ-Häftlinge alle irgendwie schön aus: die Männer wie eine Fußballmannschaft auf Diät, die Frauen nicht kahlrasiert, sondern mit grauen Kopftüchern überm Wallehaar, und darunter große, traurige Augen in nur wenig verhärmten Gesichtern. Die Baracken sind trockene Räume mit schön solide gezimmerten, wenn auch harten Dreistockbetten, die Verbrennungsöfen rauchen, aber nur ein bisschen, und sogar das KZ-Wetter ist schön: blauer Himmel über Kreidefelsen. Kurzum: das Wissen um die Lager, selbst das rudimentärste – unkenntlich gemacht. Stattdessen fast Goethes Italien.
Ein Operetten-KZ? Ja, wenn es wenigstens eins wäre, eins, das die Farcenlust eines Lubitsch oder Chaplin, des Philosophen unter den Clowns, widerspiegelte! Oder will sich Benigni gar über die Lager selbst lustig machen? Das wäre immerhin politisch. Benigni hat eher ein ästhetisches Problem. Er muss sein Kintopp-KZ so harmlos inszenieren, weil seine humoristisch gemeinte Parabel auf Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung sonst nicht funktioniert. Er muss schönen, beschönigen, lügen – nur so entwickelt die One-Man-Show von der aus Vaterliebe geleugneten Wirklichkeit jenes Parfüm, das nach den Lach- die Freudentränen in die Augen treibt. Benigni ist schon ein Kunststück gelungen: Er schmäht die Opfer und nimmt sie zugleich als Geiseln für die gute Sache.

Schon über `Schindlers Liste´ sagten KZ-Überlebende in sanfter Doppeldeutigkeit, es sei genau so und zugleich noch viel schlimmer gewesen. Durfte Spielberg diese Bilder inszenieren, wurde damals gefragt – und es war der Dokumentarfilmer Claude Lanzmann, der die Frage, ob man den Holocaust überhaupt nachstellen könnte, am entschiedensten mit `nein´ beantwortete. Spätestens seit Benignis lustig-listiger Trittbrettfahrt bin ich versucht, den Lanzmannschen Fundamentalismus für einzig anwendbar zu halten. Dabei inszenierte Spielberg das Lager noch aus einem im Ansatz dokumentarischen Impetus. Benigni dagegen benutzt die Bildwelt des KZ nur als Kontrastmittel für eine Story, die es sich zunächst in der Klamotte zum Erbrechen bequem macht, um dann die Pointen allenfalls ein wenig vorsichtiger zu setzen. Fast heuchlerisch wirkt diese Pietät, nachdem erst einmal die Schändung vollzogen ist. Aber stört das den erfolgsverwöhnten Clown Benigni, wenn nur der Beifall groß genug bleibt – von der richtigen und von der falschen Seite?

(…) `Zug des Lebens´ heißt ein wunderbarer Film des Rumänen Radu Mihaileanu, der dieses Jahr in Venedig vorgestellt wurde und hoffentlich bald auch in unsere Kinos kommt. Fast ein subtiler Gegenentwurf zu Benigni, erzählt er in schönster Lubitsch-Tradition, wie sich die Bewohner eines osteuropäischen Shtetl selbst in einem Güterzug deportieren. (…) Die Schärfe des Humors und das tiefe Wissen darum, wann der Spaß aufhört – eine Gabe des Juden Mihaileanu, die dem Nichtjuden Benigni abgeht? Der Rest ist der Alptraum dieses Jahrhunderts. Auch wenn wir uns manchmal nicht zu erinnern meinen: Wir träumen ihn alle.“

Jan Schulz-Ojala: „Spiel ohne Grenzen. Contra.“ Tsp 12.11.1998.

Darf man Komödien über den Holocaust drehen?

Diese Frage, die nicht nur der Filmkritiker G. Seeßlen sich und seinen LeserInnen 1998 stellte, hat damals – und wird auch heute noch – sehr unterschiedliche Antworten gefunden. Da dem Film im Rahmen der Erinnerungskultur über den Holocaust eine zentrale Bedeutung zukommt, sollte dies Frage auch Gegenstand in der schulischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust und der Erinnerung  an ihn sein. Dazu bietet sich ein Filmvergleich der Filme  DAS LEBEN IST SCHÖN und ZUG DES LEBENS an.

 

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