Anfang (1965)


Inhalt

In satirischer Form legt Klaus Partzsch in Anfang dar, was seiner Meinung nach hinter der sogenannten ,,Filmkrise“, also dem Krnozuschauer-Schwund steckt: (dumme) Filme, die mit ihren sich über die Jahrzehnte wiederholenden und nur oberflächlich modernisierten Geschichten die kreativen Möglichkeiten des Mediums völlig ungenutzt ließen. ,,Wozu hat der Mensch einen Kopf‘, fragt Partzsch, ,,wozu hat er Augen und Ohren, wozu hat er im Schädel ein Gehirn? Wir müssen diese anatomischen Gegebenheiten im Kino viel stärker berücksichtigen.“


Filmographische Angaben

Produktion: Galeriefilm Hannover
Gestaltung: Klaus Partzsch
Mitarbeit: Hartmut Nötzig, Peter Grobe
Sprecher: Horst Niebuhr
Ton: Wilfried Knauer
Produktionsjahr: 1965
Laufzeit: 6:53 Min.
Originalformat 16mm s/w und f
Neuharausgabe von der GFS auf DVD 2019

Zum Film

Am 28. Mai 1965 startete die Filmgalerie Hannover ihr erstes Programm mit einem eigenen, eigens zu diesem Termin hergestellten Kurzfilm. Anfang gab nicht nur den Startschuss, sondern verdeutlichte gleichzeitig den kreativen Anspruch des Projekts Filmgalerie, das in Hannover den filmischen Horizont erweitern wollte.

Den Filmgaleristen schwebte ein Publikum vor, das aus dem Schlafzustand, in den besonders die hiesige Kinoindustrie es versetze, in einen kritischen Wachzustand überwechselte. lm Kino sollte es – im übertragenen Sinne – heller werden. Zur Illustrierung dieser zunächst vielleicht schmerzlichen Notwendigkeit trat Klaus Partzsch zusammen mit einer Bekannten in Anfang selbst vor die Kamera. Hämisch verweigert das Paar dem Publikum das vertraute Bild, das
dieses zu sehen erhofft: den Kuss, zu dem es bereits dreimal angesetzt hat.

Anfang, der als Animationsfilm am Tricktisch entstand, schöpft mit seinen anatomischen Darstellungen und animierten Schaubildern aus dem Arsenal des populärwissenschaftlichen Lehr- und Kulturfilms, dessen Tonfall er ebenfalls parodiert. Die Absurditäten des Kommentars und die Diskrepanz zwischen Text und Bild machen den Witz des Films aus, der auch heute noch wirkt.

Das durchaus leidenschaftliche Engagement der Filmgaleristen verniedlichend, schrieb Klaus Partzschs Pressekollege Hanjo Düring über den Film Anfang:

,,Partzsch bedient sich einer Reihe verschiedener Stilmittel und erreicht damit einen verlockenden Dschungel von Verfremdungseffekten. Das ist hübsch und einfallsreich gemacht, aber da es ein sehr subjektiver Film ist, läuft man da und dort Gefahr, die Reflexion nicht in der vorgesehenen Richtung zu vollziehen. Gleichviel, am Ende von Anfang weiß man, wo der Film hinzielt und amüsiert sich herzlich.“
(,,Der Anfang ist gemacht – Schillernde Premiere der Filmgalerie“, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 31 .5.1965)

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